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„Datei löschen“ klingt einfach – ist es aber nicht

Viele glauben, dass eine Datei vollständig verschwunden ist, sobald sie in den Papierkorb verschoben und dieser geleert wurde. Tatsächlich wird dabei meist nur der Verweis auf die Datei im Dateisystem entfernt. Die eigentlichen Daten bleiben weiterhin auf dem Speichermedium – und zwar so lange, bis sie zufällig von neuen Daten überschrieben werden.

HDD vs. SSD – unterschiedliche Herausforderungen

Bei herkömmlichen Festplatten (HDDs) kann man Dateien durch mehrfaches Überschreiben relativ zuverlässig unlesbar machen. Bei modernen Solid-State-Drives (SSDs) ist das jedoch deutlich komplizierter:
SSDs arbeiten mit einem Controller, der selbst entscheidet, wo Daten gespeichert werden. Dadurch ist gezieltes Überschreiben einzelner Dateien praktisch nicht möglich. Zudem verfügen viele SSDs über versteckte Reservebereiche (sogenannte „Overprovisioning“-Bereiche), auf die man keinen direkten Zugriff hat.

Lösungsansätze: Secure Erase & TRIM

Eine bewährte Methode ist der Secure Erase-Befehl. Dieser wird vom SSD-Hersteller bereitgestellt und löscht sämtliche Speicherbereiche – inklusive der versteckten Reserven – vollständig.
Alternativ nutzen moderne Betriebssysteme den TRIM-Befehl. Er bezeichnet gelöschte Datenblöcke als „frei“, sodass sie künftig überschrieben werden können. Allerdings: Physisch gelöscht werden die Daten dabei nicht sofort – sie bleiben zunächst bestehen.

Für Nutzer ohne Erfahrung mit der Kommandozeile gibt es diverse Tools – teils kostenlos, teils kostenpflichtig –, die beim sicheren Löschen helfen. Wichtig ist, dass das gewählte Tool mit deinem Laufwerk kompatibel ist. Doch selbst dann gilt: Nicht alle SSDs unterstützen Secure Erase, oder der Befehl funktioniert nicht auf allen Datenbereichen.

Foto von Ujesh Krishnan auf Unsplash

Die clevere Alternative: Verschlüsseln statt löschen

Du siehst, gerade bei SSDs stößt das sichere Löschen an technische Grenzen. Eine deutlich effektivere Methode ist daher: Daten verschlüsseln – und den Schlüssel löschen.
Wenn sensible Daten von Anfang an mit einem starken Verschlüsselungsalgorithmus wie AES-256 gesichert werden, sind sie ohne den passenden Schlüssel nicht mehr lesbar. Wird dieser Schlüssel sicher gelöscht, bleibt nur unbrauchbarer Datenmüll zurück – selbst für Spezialisten nicht mehr entschlüsselbar.Self-Encrypting Drives (SEDs) setzen genau auf dieses Prinzip: Beim „Secure Erase“ wird nur der gespeicherte Schlüssel gelöscht, die Daten sind damit wertlos.

Aber Achtung: Das funktioniert nur, wenn…

…die Verschlüsselung bereits vor dem Speichern erfolgt. Eine nachträgliche Verschlüsselung schützt nicht vor unverschlüsselten Datenresten, die bereits auf der SSD gespeichert wurden.

…der Schlüssel sicher gelöscht wird. Das einfache Entfernen einer Schlüsseldatei reicht nicht. Der Schlüssel sollte nur im RAM gespeichert oder aus einem sicher löschbaren Speicher kommen.

…du weißt, dass verschlüsselte Daten weiterhin sichtbar bleiben. Zwar kann man sie ohne Schlüssel nicht öffnen, aber ihre Existenz bleibt nachweisbar – relevant, wenn du auf glaubhafte Bestreitbarkeit angewiesen bist.

Foto von sydney Rae auf Unsplash

Fazit: verschlüssele zuerst, lösche später

Sicheres Löschen von Daten ist vor allem bei SSDs keine einfache Angelegenheit. Die beste Strategie: Daten von Anfang an verschlüsseln. Wenn sie später gelöscht werden sollen, genügt oft das sichere Entfernen des Schlüssels. Zusätzliche Sicherheit bietet ein passendes Lösch-Tool mit Secure-Erase-Unterstützung – vorausgesetzt, dein Laufwerk erlaubt das.Profis zerstören kritische SSDs physisch – durch spezielles Schreddern. Für den Heimgebrauch ist das allerdings kaum machbar, da dabei präzise und leistungsstarke Maschinen zum Einsatz kommen. Deshalb gilt: Besser früh verschlüsseln – und bei Bedarf mit Secure Erase nachhelfen.

Checkliste

  • Dateien im Papierkorb sind nicht wirklich gelöscht – nur der Verweis wird entfernt, die Daten bleiben physisch erhalten.
  • Sichere Löschung auf SSDs ist technisch schwierig – herkömmliches Überschreiben funktioniert hier oft nicht zuverlässig.
  • Secure Erase und TRIM können helfen, sind aber nicht auf allen SSDs vollständig wirksam oder verfügbar.
  • Daten sollten vor dem Speichern verschlüsselt und der Schlüssel bei Bedarf sicher gelöscht werden, um sie effektiv unbrauchbar zu machen.
  • Denke im Voraus an Datenschutz – verschlüssele frühzeitig und informiere dich über passende Lösch-Tools für dein Speichermedium.