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Wie du dein Smartphone zu deinem persönlichen schweizer Taschenmesser machst – Teil 1

Mein Smartphone ist ein unverzichtbarer Begleiter für mich. Ich würde sogar so weit gehen, es als mein digitales Schweizer Taschenmesser zu bezeichnen. Doch wie bei einem Schweizer Taschenmesser kommt es darauf an, die richtigen Werkzeuge zur richtigen Zeit zu nutzen und nicht kopflos mit dem Korkenzieher eine Dose aufzumachen, auch wenn das theoretisch möglich wäre. Die Dosenöffner Funktion ist dafür deutlich geeigneter. 

Analog kann eine bewusste und gezielte Nutzung deines Smartphones helfen, das Beste aus ihm herauszuholen, ohne in die Fallen der Ablenkung und Übernutzung zu tappen. Hier sind einige Anregungen, wie du dein Handy sinnvoll und effizient unterwegs einsetzen kannst.

Bedarfsanalyse: Wofür brauchst du dein Smartphone unterwegs?

Zunächst ist es wichtig, sich klarzumachen, wofür man das Smartphone tatsächlich nutzen möchte. Dazu reicht es sich einfach eine schriftliche Aufstellung zu machen, was du mit deinem Smartphone machen möchtest und welche Nutzung du meiden willst. Vielleicht fällt es dir leichter dein Smartphone zu entsperren und deine installierten Apps nach Kategorien zu sortieren und die Kategorien Schritt für Schritt durchzugehen. Hier sind einige Empfehlungen basierend auf meiner eigenen Nutzungsanalyse:

Diese Nutzung will ich auf meinem Smartphone meiden:

  • Nutzung von Social Media Apps: Diese Apps können mein Nutzungsverhalten ausspionieren, mich zum Geld ausgeben, motivieren und unnötig viel meiner Zeit beanspruchen.
  • Nutzung von Shopping Apps: Sie fördern unüberlegtes Einkaufen und verführen mich dazu, unnötige Dinge zu kaufen.
  • Nutzung von Spiele Apps: Zwar können Spiele mir die Wartezeit beim Pendeln im Zug verkürzen, aber sie lenken mich auch von wichtigen Aufgaben ab. Daher nutze ich sie nur sehr eingeschränkt (nur Lernspiele) oder gar nicht (Spiele, die dem reinen Zeitvertreib dienen). 
  • Nutzung von Videostreaming Apps: Sie verbrauchen nicht nur viel Bandbreite, sondern tracken auch meine Sehgewohnheiten und verleiten mich dazu, stundenlang Videos zu schauen, die der Algorithmus mir schmackhaft macht, anstatt produktiv zu sein.

Diese Funktionen will ich auf meinem Smartphone nutzen: 

  • Telefonieren und Messenger Apps nutzen: Telefonieren und das Nutzen von Messenger-Diensten sind für mich unverzichtbar. Hier achte ich darauf, nur solche Messenger zu verwenden, die eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten, um meine Kommunikation zu schützen.
  • Fotos schießen: Die Kameraapp meines Smartphones nutze ich häufig, um wichtige Momente festzuhalten oder mich an bestimmte Sachen zu erinnern, z.B. das Cover eines schönen Buches abfotografieren, statt es zu kaufen, da ich es auch als Hörbuch herunterladen oder es in meiner lokalen Bücherei leihen kann, oder wenn ich etwas inspirierendes beim Spazierengehen entdeckt habe. 
  • Kalender im Blick behalten: Ein Blick in meine Kalenderapp hilft mir, meinen Zeitplan im Griff zu behalten und neue Termine (insbesondere Zeitblocker für Aufgaben) schnell eintragen zu können.
  • Passwort-Manager nutzen: Auch der Zugriff auf meinen Passwort-Manager ist wichtig, um sicher und unkompliziert auf meine Online-Accounts zugreifen zu können.
  • Cloud-Accounts nutzen: Meine Cloud-Accounts ermöglichen es mir, von unterwegs auf meine digitale Ablage zuzugreifen. 
  • Sprachlern-Apps verwenden: Sprachlern-Apps nutze ich, um Sprachen wie Spanisch und Dänisch zu üben.
  • Fitness-Apps verwenden: Meine Fitness-Apps helfen mir, meine Workouts zu tracken und motiviert zu bleiben.
  • E-Mails synchronisieren: Manchmal muss ich meine Emails auch von unterwegs aus prüfen und beantworten, aber ich synchronisiere sie nur einmal täglich, um Ablenkungen aus meinem E-Mail-Postfach  zu minimieren. Außerdem ist die Mail App vom Startbildschirm meines Smartphones verschwunden und kann nur über die Suchfunktion aufgerufen werden, was mir hilft nicht ständig Mails zu checken.  
  • Musik- und Podcast-Apps nutzen: Musik- und Podcast-Apps verwende ich, um unterwegs oder beim Sport Musik zu hören, wobei ich Podcasts nach 21:00 Uhr vermeide, damit ich meine Nachtruhe nicht durch “true crime” oder “real crime” in den Nachrichten verderbe. 
  • Navigations-Apps verwenden:  Navigations-Apps sind ebenfalls sehr nützlich, allerdings achte ich darauf, dass diese Dienste mich nicht unnötig tracken oder mit Werbung überfluten, indem ich mich nicht bei diesen Diensten anmelde.
  • Hörbuch-Apps nutzen: Nicht zuletzt konsumiere ich viele meiner Bücher, als Hörbuch, da ich so noch nebenher Spazieren oder Sport machen kann, und viel schneller durch meinen Lesestoff durchkommen, als durch lesen gedruckter Bücher oder vial Lese App auf meinem Tablet.

That’s it! Die Liste wird bei dir sicherlich anders aussehen, aber wichtig ist es sich bewusst zu machen, wofür man sein Smartphone wirklich unterwegs nutzen möchte und wo das Handy nur Ballast ist und Zeitfresser ist.

Wem diese genaue Auseinandersetzung mit der Nutzungsanalyse zu lange dauert und oder wer experimentierfreudig ist, kann auch folgendes machen, um ein genaues Bild seiner optimalen Smartphone Nutzung zu erhalten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine alternative

Ein nützliches Experiment ist, die Farbanzeige deines Smartphones für eine Woche (oder besser einen Monat) auf “Schwarz/Weiß” zu setzen. Das reduziert die Attraktivität deines Geräts erheblich und damit auch die sinnlose Nutzung zeitraubender Apps. Schalte am besten während dieser Zeit die “Bildschirmzeit” Einstellungen ein und notiere, für welche Zwecke du dein Smartphone hauptsächlich nutztst.  

Sobald deine Experimentierwoche oder besser -Monat abgelaufen ist, solltest du nur die Funktionen “scharf schalten”, die du in dieser “Schwarz/Weiß” Zeit nachhaltig genutzt hast und die restlichen Apps löschen oder zumindest als “Kachel” auf dem Bildschirm entfernen. Meist haben Shopping-  oder Social Media Apps das Nachsehen bei der “Schwarz/Weiß”  Einstellung. Nach Ablauf des Experiments solltest du nur die Funktionen “scharf” schalten, die du nachhaltig genutzt hast. Alle unnötigen Apps können getrost gelöscht oder zumindest vom Hauptbildschirm entfernt werden.  

Abschließend kannst du den “Schwarz/Weiß” Filter wieder rausnehmen. Natürlich spricht nichts dagegen, den Farbfilter auch langfristig zu nutzen, aber mir macht er das Leben unnötig schwer, beispielsweise bei der Nutzung von Navigations-Apps oder durch weniger Spaß beim Üben mit meiner Sprachlern App.  

So oder so, mithilfe dieser Nutzungsanalyse habe ich gelernt, das Beste aus meinem Smartphone herauszuholen und bewusster mit meinem mobilen Gerät umzugehen. Indem ich mir klar machte, wofür ich mein Handy wirklich nutzen möchte und wofür nicht, bin ich weniger geneigt, unnötige Apps herunterzuladen, die meine Daten oder meine Zeit stehlen. Ich hoffe, diese Tipps können dir auch helfen, dein Smartphone bewusster zu nutzen.

Checkliste: 

  • Mache eine Bedarfsanalyse: Wofür brauchst du dein Smartphone unterwegs? Notiere, was du mit deinem Smartphone machen möchtest und welche Nutzung du meiden willst.
  • Nachdem du die Analyse aufgestellt hast, lösche alle Apps, die eine Nutzung fördern, die du meiden möchtest, oder entferne diese zumindest vom Homebildschrim deines Smartphones.
  • Alternativ, mache folgendes Experiment:
    • Farbanzeige des Smartphones auf “Schwarz/Weiß” setzen.
    • “Bildschirmzeit” – Einstellungen aktivieren und Nutzungszeiten notieren.
    • Nach Ablauf der Experimentierwoche oder -monats wie oben alle Apps löschen, die eine Nutzung fördern, die du meiden möchtest. 
  • Freue dich an deiner neu gewonnenen Zeit durch weniger Ablenkung durch dein Smartphone!