In der heutigen Zeit ist es fast schon selbstverständlich, sich über soziale Medien über die Welt zu informieren. Viele von uns scrollen täglich durch ihre Feeds und nehmen Nachrichten auf, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Doch genau hier lauert eine Gefahr: Soziale Medien sind darauf ausgelegt, Inhalte zu bevorzugen, die unseren bisherigen Überzeugungen und Meinungen entsprechen. Dies verstärkt nicht nur bestehende Positionen, sondern kann uns auch für Desinformation anfällig machen.
Damit du dich in der Flut von Nachrichten nicht verirrst, möchte ich dir einige Strategien vorstellen, die mir persönlich geholfen haben, mit aktuellen Meldungen besser umzugehen – insbesondere, wenn es um extreme oder brandaktuelle Ereignisse wie Anschläge oder Katastrophen geht.
1. Überprüfe deine Nachrichtenquellen
Dein erster Reflex bei einer aufsehenerregenden Nachricht sollte sein: Prüfe, ob etablierte Nachrichtenquellen wie Agenturen oder große Zeitungen die Information ebenfalls melden. Wenn mehrere etablierte Quellen die Nachricht teilen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie wahr ist.
2. Konjunktiv ist King
Verlässliche Berichterstattung zeichnet sich dadurch aus, dass bei aktuellen Ereignissen oft im Konjunktiv gesprochen wird. Warum? Um auszudrücken, dass noch nicht alle Fakten geprüft worden sind. Wenn eine Quelle hingegen definitive Aussagen macht, obwohl das Ereignis gerade erst passiert ist, solltest du skeptisch sein. Seriöse Berichterstattung braucht Zeit, um Informationen zu bestätigen.
3. Achte auf emotionale Manipulation
Viele unseriöse Nachrichtenquellen versuchen, Angst, Wut oder andere starke Emotionen zu erzeugen. Frage dich bei solchen Meldungen: Welche Emotion wird bei mir geweckt? Wem könnte diese Emotion nützen? Ein nützliches Werkzeug, um Manipulation zu erkennen, ist das PLURV-Modell (siehe auch: https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/desinformation/519734/plurv-was-ist-das/) das die fünf häufigsten Desinformationsstrategien zusammenfasst:
- Pseudoexperten: Personen, die als Experten auftreten, ohne qualifiziert zu sein.
- Logikfehler: Argumente, die auf unlogischen Schlussfolgerungen basieren.
- Unerfüllbare Erwartungen: Forderungen nach Perfektion, die in der Realität nicht umsetzbar sind.
- Rosinenpickerei: Selektives Herausgreifen von Informationen, die eine bestimmte Sichtweise stützen.
- Verschwörungsmythen: Behauptungen über geheime Absprachen ohne Beweise.
Wenn du solche Muster erkennst, handelt es sich oft um gezielte Manipulation.
4. Halte Nachrichten aus deinem Social-Media-Feed heraus
Eine wichtige Faustregel für meinen persönlichen Nachrichtenkonsum ist: Halte Nachrichteninhalte aus deinem Social-Media-Feed heraus. Soziale Medien neigen dazu, dich in eine Filterblase zu ziehen, in der du nur das siehst, was deinem bisherigen Weltbild entspricht. Besser ist es, Nachrichten gezielt über vertrauenswürdige Websites oder analoge Zeitungen zu konsumieren.
5. Teile keine Nachrichten
Teile keine Nachrichten. Punkt. Insbesondere nicht mit Freunden oder Bekannten, denn hier genießt du einen Vertrauensvorschuss, was bedeutet, dass der Nachricht eher unreflektiert geglaubt wird. Besonders brandaktuelle Meldungen sind oft noch ungenau und schwer zu verifizieren. Selbst das Liken eines fragwürdigen Posts kann zur Verbreitung von Falschinformationen beitragen.
6. Timeboxing statt Dauerberieselung
Aktuelle Nachrichten können uns schnell in den Bann ziehen. Wenn dich die Meldung nicht direkt betrifft, versuche, den Nachrichtenkonsum zeitlich zu begrenzen. Plane beispielsweise 30 Minuten am Tag ein oder schaue dir Zusammenfassungen einmal pro Woche an. Das verhindert, dass du dich in den ständig neuen (oft ungeprüften) Entwicklungen verlierst.
7. Weitere Tipps zur Erkennung von Fake News
Falls du noch tiefer gehen möchtest, hier sind einige zusätzliche Strategien:
- Bildrecherche: Lade Bilder in Suchmaschinen hoch, um zu prüfen, ob sie in anderen Kontexten genutzt wurden. Häufig werden Bilder aus völlig anderen Zusammenhängen für Desinformation missbraucht.
- Faktenchecks: Ergänze Schlagzeilen in der Suchmaschine um das Wort „Faktencheck“. Seriöse Organisationen wie Nachrichtenagenturen haben oft bereits geprüft, ob es sich um Fake News handelt.
Fazit
Nachrichten kritisch zu hinterfragen und sich nicht von Emotionen oder Halbwahrheiten manipulieren zu lassen, ist eine Fähigkeit, die in unserer digitalen Welt immer wichtiger wird. Wenn du die oben genannten Tipps befolgst, hast du schon 95 % der Arbeit erledigt. Und denk daran: Bewusstheit und eine gesunde Skepsis sind deine besten Verbündeten.
Checkliste:
- Überprüfe, ob etablierte Nachrichtenquellen die Meldung ebenfalls berichten, bevor du sie glaubst.
- Traue Meldungen mit vorsichtigen Formulierungen und prüfe ob eine Unterscheidung zwischen Meinungsbildung und Informationsvermittlung gemacht wird.
- Frage dich, welche Emotion die Nachricht bei dir auslöst und wem das nützen könnte.
- Konsumiere Nachrichten über vertrauenswürdige Websites oder Zeitungen, nicht über Social Media.
- Teile oder “like” keine Nachrichten.
- Begrenze deinen Nachrichtenkonsum auf feste Zeitfenster, z. B. 30 Minuten täglich oder 2 Stunden pro Woche, um “doom scrolling” zu vermeiden.