Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihren Medienkonsum sinnvoll zu steuern. Oft verbringen wir viel zu viel Zeit mit ziellosem Scrollen, durchstöbern unzählige Videos, überprüfen permanent Newsletter oder hören Podcasts, die wir während der Pandemie abonniert haben – selbst wenn sie längst nicht mehr das bieten, was uns wirklich interessiert oder gut tut. Um hier etwas zu verändern, reicht eine einfache Reduktion des Konsums meist nicht aus. Stattdessen ist es hilfreich, den eigenen Konsum bewusst zu reflektieren.
Unterschied zwischen ziellosem und produktivem Medienkonsum
Wenn du gezielt nach Informationen suchst, etwa eine Anleitung zum Bau eines Gartenhauses, und dafür verschiedene Quellen durchgehst, nutzt du Medien zielgerichtet. Das unterscheidet sich deutlich vom ziellosen Konsum – beispielsweise dem planlosen Scrollen auf Social-Media-Plattformen, ohne festes Ziel. Auch dieser ziellose Konsum hat seine Berechtigung, da er oft inspirierende oder unterhaltsame Inhalte bietet, die unser Leben bereichern können.
Problematisch wird es jedoch, wenn Plattformen, die auf unsere Aufmerksamkeit angewiesen sind, uns durch gut angepasste Algorithmen möglichst lange binden möchten. Der “YouTube-Algorithmus” beispielsweise ist so gestaltet, dass er uns durch gezielte Vorschläge „hängenbleiben“ lässt – oft länger, als uns lieb ist. Diese Art von Konsum kann unbewusst viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als wir ursprünglich beabsichtigt haben.
Mache eine Bestandsaufnahme deines Medienkonsums
Um einen klaren Überblick über deinen Medienkonsum zu gewinnen, empfiehlt es sich, eine kleine Inventur durchzuführen. Notiere dazu alle Medienquellen, die du täglich oder mehrmals pro Woche nutzt. Hier ein paar Beispiele:
- Newsletter
- Podcasts
- Hörbücher
- YouTube
- TikTok
- Nachrichtenseiten
- Spezialisierte Blogs
Gehe dann die Liste mit einem offenen Blick durch und entscheide aus dem Bauch heraus, welche Medienquellen dir gut tun und welche du möglicherweise überdenken möchtest. Markiere jede Quelle mit einem „+“, wenn du das Gefühl hast, dass sie dein Leben bereichert, und mit einem „-“, wenn du ihren Nutzen anzweifelst oder die verbrachte Zeit kritisch betrachtest.
Überdenke den Konsum deiner “negativen” Quellen
Nun nimm dir dann die mit „-“ markierten Quellen vor und überlege, was dich an ihnen stört. Liegt es an der Nutzungsdauer, den Inhalten, die dich ablenken, oder vielleicht am allgemeinen „Suchtfaktor“ dieser Quellen? Dieser Schritt hilft dir dabei, die Ursachen für deinen unproduktiven Konsum zu verstehen und gezielte Maßnahmen dagegen zu ergreifen.
Um dich weniger ablenken zu lassen, entferne alle Apps von deinen mobilen Geräten, die dir Zugang zu den „Minus“-Quellen geben. Bei Newslettern kannst du einen separaten E-Mail-Account erstellen, der nicht auf deinem Smartphone abrufbar ist. Falls es sich um Webseiten handelt, solltest du keine Lesezeichen dafür auf deinem mobilen Browser anlegen. So minimierst du die Versuchung, spontan in diese Medien „abzugleiten“.
Setze dir feste Zeitfenster für den Medienkonsum
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die sogenannte „Timeboxing“-Methode. Lege fest, wann und wie lange du bestimmten Medieninhalten widmen möchtest, und blockiere dir diese Zeit bewusst im Kalender. In diesen Zeitfenstern kannst du ohne schlechtes Gewissen und ganz gezielt deine ausgewählten Inhalte konsumieren, ohne das Gefühl zu haben, wertvolle Zeit zu verschwenden.
Viele Plattformen arbeiten mit Algorithmen, die uns immer wieder ähnliche Inhalte vorschlagen, was uns oft länger binden soll. Falls dich bestimmte Inhalte stören, die dir vorgeschlagen werden, kannst du im privaten Modus deines Browsers surfen oder eine VPN-Verbindung sowie Adblocker-Plugins nutzen. Und wenn du dir vorher überlegst, welche Art von Inhalten du ansehen willst, wirst du weniger dazu verleitet, den Vorschlägen der Plattform nachzugeben.
Was tun, wenn du doch mal über die Stränge schlägst?
Falls du dich doch einmal dabei ertappst, dass du länger konsumierst, als geplant, bleib entspannt. Es ist normal, gelegentlich über die Stränge zu schlagen. Versuche einfach, am nächsten Tag wieder zu deinem geplanten Verhalten zurückzufinden. Wenn du jedoch merkst, dass du über eine ganze Woche hinweg Schwierigkeiten hast, dich an deine Zeitfenster zu halten, könnte es sinnvoll sein, die betreffende Quelle für eine Weile ganz zu „fasten“. Verzichte einen Monat darauf, und integriere sie danach langsam wieder in deine Mediendiät.
Zusätzlich kann es hilfreich sein, hin und wieder Podcasts, YouTube-Kanäle oder andere Abos für eine Zeit zu entfolgen. Die Inhalte verschwinden dadurch nicht, aber du wirst nicht mehr automatisch in ihren Bann gezogen und kannst in dieser Zeit neue Dinge ausprobieren. Wenn du feststellst, dass dir ein Kanal oder ein Podcast wirklich fehlt, kannst du ihn später wieder in deine Medienroutine aufnehmen.
Überlege dir alternative Ablenkungsstrategien
Sehr wichtig ist es auch dir im Vorfeld zu überlegen, was du tun kannst, wenn du zwischendurch in den Konsum-Modus verfallen solltest. Statt zum Smartphone zu greifen, könnte ein Blick in eine interessante Zeitschrift, das Hören deiner Lieblingsmusik oder das Mitnehmen eines Buches für unterwegs eine willkommene Alternative sein. Solche Alternativen können dir dabei helfen, dich von deinem „Suchverhalten“ im Internet abzulenken und deinen digitalen Medienkonsum auf ein produktives Maß zu regulieren.
Checkliste:
- Mache eine Liste aller Medienquellen, die du täglich oder mehrmals pro Woche nutzt.
- Markiere jede Quelle mit „+“ (bereichernd) oder „-“ (überdenkenswert).
- Analysiere die „-“ Quellen und überlege, was dich an ihnen stört.
- Entferne Apps von deinem Smartphone, die Zugang zu den „-“ Quellen geben.
- Setze feste Zeitfenster für deinen Medienkonsum und trage sie in den Kalender ein.
- Wenn du die Zeitfenster immer wieder überziehst, pausiere die jeweilige Quelle für einen Monat.
- Entfolge regelmäßig Podcasts, YouTube-Kanälen und anderen Abos zur Entlastung.
- Halte Alternativen wie eine Zeitschrift oder Musik bereit, um dich abzulenken.