Künstliche Intelligenz ist längst in unserem Alltag angekommen – und KI-Chatbots gehören dabei zu den spannendsten Entwicklungen. Sie können bei unzähligen Themen unterstützen: von der Recherche über das Schreiben bis hin zu sehr speziellen Anwendungen. Manche ersetzen inzwischen sogar spezialisierte Apps – etwa, wenn man sein Essen einfach fotografiert und der Bot die Kalorien schätzt oder ein Ernährungstagebuch führt.
So beeindruckend das ist, birgt es jedoch erhebliche Risiken.

Die unterschätzte Gefahr: Profiling
Während man mit einer Suchmaschine meist nur punktuell interagiert, entsteht bei Chatbots eine viel engere, kontinuierliche Beziehung. Man teilt Gedanken, Vorlieben, Routinen – oft sogar persönliche Probleme. Diese Interaktionen sind für Unternehmen extrem wertvoll, denn sie lassen sich zu detaillierten Profilen verarbeiten.
Wenn der Chat zusätzlich mit einem Nutzerkonto verknüpft ist, können diese Daten direkt einer Person zugeordnet werden. Das geht weit über klassische Webtracking hinaus.
Meine Empfehlung: Kontextbezogene Nutzung
Ich empfehle daher, Chatbots immer kontextbasiert zu nutzen – ein Prinzip, das auch im verlinkten Beitrag zum „Kontext-Prinzip“ beschrieben wird. Das bedeutet:
- Ein Bot pro Lebensbereich. Nutzt verschiedene Chatbots für unterschiedliche Kontexte – zum Beispiel Arbeit, Gesundheit, Freizeit oder Einkauf.
- Verschiedene Anbieter. Wer besonders sensible oder private Themen bespricht, sollte nach Möglichkeit verschiedene Anbieter nutzen, um Datenverknüpfungen zu erschweren.
- Mehrere Accounts. Für ähnliche Themen mit unterschiedlichen Schwerpunkten können separate Nutzerkonten sinnvoll sein. Ein Passwort-Manager hilft dabei, den Überblick zu behalten.

Emotionale Unterstützung – mit Vorsicht
Ein weiterer Aspekt: Chatbots sind darauf optimiert, menschliche Gespräche möglichst natürlich und lang anhaltend zu gestalten. Viele speichern Kontexte über längere Zeiträume hinweg, um das Gefühl einer echten Beziehung aufzubauen. Das kann nützlich sein – etwa für Motivation oder Alltagshilfe –, birgt aber Gefahren, wenn Menschen emotionale oder psychische Unterstützung suchen. Es gab bereits Fälle, in denen Chatbots so weit „halluziniert“ haben, dass sie User in gefährliche Situationen gebracht haben – bis hin zu tragischen Konsequenzen wie Suizidfällen (LINK).
Deshalb gilt: Wenn ihr einen Bot für emotionale Unterstützung nutzt, verlasst euch niemals auf nur einen. Sprecht mit mehreren, vergleicht die Antworten – und vor allem: bezieht immer einen Menschen mit ein. Es gibt zahlreiche kostenlose und anonyme Hilfsangebote, die echte, empathische Unterstützung leisten können (z.B. https://www.telefonseelsorge.de/).
Ein Chatbot kann ein großartiges Werkzeug sein – aber er bleibt genau das: ein Werkzeug. Er kann Worte verknüpfen und Gespräche führen, aber kein echtes Verständnis oder Mitgefühl entwickeln. Und weil er darauf trainiert ist, Gespräche möglichst fortzusetzen, kann er in sensiblen Momenten genau das Gegenteil von dem bewirken, was man braucht.
Checkliste
- Trenne deine Kontexte: Nutze für verschiedene Lebensbereiche (z. B. Arbeit, Gesundheit, Freizeit) jeweils einen eigenen Chatbot.
- Wechsle Anbieter: Verwende unterschiedliche Plattformen, um Profiling und Datenverknüpfungen zu erschweren.
- Nutze getrennte Accounts: Lege – falls möglich – pro Thema oder Chatbot einen eigenen Account an und verwalte sie mit einem Passwort-Manager.
- Sei dir der Datenspuren bewusst: Gehe davon aus, dass Chatverläufe gespeichert und analysiert werden können – teile also keine sensiblen Informationen leichtfertig.
- Verlasse dich bei emotionalen Themen nicht nur auf KI: Wenn du Unterstützung brauchst, sprich zusätzlich mit echten Menschen oder nutze anonyme Hilfsangebote.
- Vergleiche Antworten: Hole bei wichtigen Entscheidungen immer Einschätzungen von mehreren Chatbots oder anderen Quellen ein. Der Bot ist ein Werkzeug, kein Freund. Nutze ihn bewusst – aber erwarte keine echte Empathie oder Verantwortung.